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Europäische und nationale Revolutionen in Zentraleuropa: 1989-2019
Seminar in Zusammenarbeit mit den Universitäten Regensburg, Prag und Krakau Bad Kissingen, Akademie Mitteleuropa, 15.–20. März 2020 Das gemeinsame Seminar für die Studierenden der Universitäten Prag, Regensburg und Krakau wird in der Zusammenarbeit mit der Akademie Mitteleuropa, Bad Kissingen veranstaltet. Weitere Informationen zur Bildungs-und Begegnugsstätte Heiligenhof (Alte Euerdorfer Str. 1, 97688 Bad Kissingen) sowie zum berühmten „Weltbad“ Bad Kissingen finden Sie unter: www.akademie-mitteleuropa.de www.heiligenhof.de www.badkissingen.de Etwa 25 Minuten Fussweg vom Heiligenhof entfernt befindet sich das vielbesuchte Wellness- und Erholungszentrum KissSalis (Öffnungszeiten 9-22 Uhr, sonnabends- und sonntags 9-24 Uhr). Es emfiehlt sich jedenfalls zum Seminar auch Badehose mitzubringen! www.kisssalis.de Weitere organisatorische Details erhalten die eingeschriebenen Studierenden per E-Mail. Kurze Kursbeschreibung: Das Jahr 1989 gilt als ein Epochenjahr, in dem die Nachkriegsordnung in Europa binnen weniger Monate zusammenbrach. In Polen, wo es seit den 1980er Jahren bereits eine gewerkschaftliche und kirchliche Opposition gab, wurden im Sommer 1989 halbfreie Wahlen durchgeführt und mit den Kommunisten an Runden Tischen eine Machtteilung erreicht. In Ungarn gab es einen reformkommunistischen Flügel, der nicht mehr bereit war, die weitere Existenz des Eisernen Vorhangs politisch mitzutragen. In der Tschechoslowakei, der DDR und Rumänien waren alte, reformunwillige Kader an der Macht, die durch die Samtene Revolution in der Tschechoslowakei, durch die Friedliche Revolution der Volksmassen in der DDR und der Blutigen Revolution in Rumänien bis Jahresende hinweggefegt wurden. Die DDR trat der Bundesrepublik bei, in der Tschechoslowakei führte dagegen der Wechsel zur Teilung des föderativen Staates. In Rumänien teilte sich eine zweite Garnitur von gewendeten Kommunisten das Land und die Macht, mit Unterbrechungen fast bis in die Gegenwart. Über die zurückliegenden Jahrzehnte gibt es Diskurse, die die Ursachen und Konsequenzen der damaligen Umbrüche sowie die angemessenen Begrifflichkeiten in Frage stellen. In Zentraleuropa kann man in Bezug auf die Bewertung des Übergangs zur Demokratie, die auch die Bewertung des (Spät-)Sozialismus mit einschließt, gar über Kontestation sprechen (Stefan Troebst). Die Vergangenheitsbewältigung wird etwa im Zusammenhang mit den Instituten für nationales Gedächtnis, aber auch im Wahlkampf und in der konkreten politischen Agenda permanent politisiert. Reiben sich die rechtspopulistischen Parteien wie PiS in Polen oder Fidesz in Ungarn an der Linken vermittels historischer Reminiszenzen, rief die AfD in Deutschland im ostdeutschen Wahljahr 2019 gar die „gestohlene“ Revolution 2.0 aus. In Tschechien hat sich die Zivilgesellschaft in Bezug auf das Jubiläum 1989 / 2019 und seine seine Erinnerungsorte mobilisiert. Der Kurs ordnet diese Diskurse in weitere Kontexte theoretisch und typologisch ein, die Einzelsitzungen gehen jedoch auf spezifische länder- und fallbezogene Auseinandersetzungen und Diskurse in Zentraleuropa ein. Poslední úprava: Kunštát Miroslav, PhDr., Ph.D. (17.02.2020)
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Literatur: ASH, Timothy Garton: The Magic Lantern. The Revolution of ´89 Witnessed in Warsaw, Budapest, Berlin and Prague, New York 1999 (auch auf Tschechisch: Praha 2019). BERNHARD, Michael/KUBIK, Jan (eds): Twenty Years After Communism: The Politics Of Memory And Commemoration. Oxford: Oxford University Press, 2014. BLEHOVA, Beata: Der Fall des Kommunismus in der Tschechoslowakei, Wien 2004. BOYM, Svetlana: The Future of Nostalgia. New York: Basic Books, 2001. ENGEL, Ulf – HADLER, Frank – MIDDELL, Matthias: 1989 in a Global Perspective, Leipzig 2015 GJURIČOVÁ, Adéla – KOPEČEK, Michal (eds.): Kapitoly z dějin české demokracie po roce 1989 [Die Kapitel aus der Geschichte der tschechischen Demokratie nach 1989], Praha 2008. IVANIČKOVÁ, Edita – ŘEZNÍK, Miloš – ZIMMERMANN – Volker (eds.): Das Jahr 1989 im deutschtschechisch-slowakischen Kontext, Essen 2013. KOPEČEK, Michal: Von der Geschichtspolitik zur Erinnerung als politischer Sprache: Der tschechische Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit nach 1989, in: Etienne François, Kornelia Kończal, Robert Traba, Stefan Troebst (Hgg.), Geschichtspolitik in Europa seit 1989. Deutschland, Frankreich und Polen im internationalen Vergleich. Göttingen: Wallstein, 2013, 356-395. KOPEČEK, Michal – WCIŚLIK, Piotr (eds.): Thinking trough Transition.Liberal Democracy, Authoritarian Past, and Intellectual History in East Central Europe after 1989, Budapest – New York 2015. KRAPFL, James: Revolution with a human face. Politics, culture, and community in Czechoslovakia 1989-1992, Ithaca – London 2013 (auch auf Tschechisch: Praha 2016). KŘEN, Jan: Čtvrt století střední Evropy. Visegrádské země v globálním příběhu let 1992-2017[Ein Vierteljahrhundert Mitteleuropas. Die Visegrád-Länder in der Globalerzählung der Jahre 1992-2017], Praha 2019. LAU, Carola: Erinnerungsverwaltung, Vergangenheitspolitik und Erinnerungskultur nach 1989. Institute für nationales Gedenken im östlichen Europa im Vergleich. Göttingen: V&R unipress, 2017. NOVOTNÝ, Lukáš: Nepotřebný východ? Strany a stranické systémy nových spolkových zemí Německa [Der entbehrliche Osten? Die Parteien und Parteiensysteme der neuen Bundesländer Deutschlands], Praha 2019. OLCHOWSKY, Burkhard: 1989 – das europäische Revolutionsjahr in Erinnerung, in: M. Weber et al. (Hgg.), Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa: Erfahrungen der Vergangenheit und Perspektiven. München: Oldenbourg, 2011, 351-368. TROEBST, Stefan: Jalta versus Stalingrad, GULag versus Holocaust. Konfligierende Erinnerungskulturen im größeren Europa, in: Bernd Faulenbach, Franz-Josef Jelich (Hgg.), "Transformationen" der Erinnerungskulturen in Europa nach 1989. Essen: Klartext, 2006, 23-50. PETRESCU, Dragoş: Explaining Romanian Revolution of 1989. Culture, Structure, and Contingency, Editura Enciclopedică, Bucharest, 2010 SEGERT, Dieter: Postsozialismus. Hinterlassenschaften des Staatssozialismus und neue Kapitalismen in Europa, Wien 2007. SEGERT, Dieter: Transformationen in Osteuropa im 20. Jahrhundert, Bonn 2014. THER, Philipp: Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europas, Berlin 2014 (auch auf Tschechisch: Praha 2016). THER, Philipp: Das andere Ende der Geschichte. Über die Große Transformation, Berlin 2019.
Poslední úprava: Kunštát Miroslav, PhDr., Ph.D. (24.02.2020)
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Sonntag, 15. März
Anreise bis 17 Uhr 18.00 Uhr Abendessen 19.00 Uhr Begrüßung durch Steffen Hörtler (SSSW Bad Kissingen,Akademie Mitteleuropa), Bad Kissingen), Vorstellungsrunde, 19.15 – 21.00 Uhr Prof. Dr. Marek Nekula (Universität Regensburg), Dr. Miroslav Kunštát (Universität Prag) Einführung in die Seminarthematik Eröffnungsvortrag: Prof. Dr. Marek Nekula Welche Revolution? Kampf um das Erbe der „friedlichen Revolution“ in Deutschland
Montag, 16. März
08.00 Uhr Frühstück 09.00 Uhr Doz. Dr. Ota Konrád (Universität Prag) Die Revolution 1989 von unten gesehen. Die Diskussion über das Buch von James Krapfl „Revolution with a Human Face“ 10.30 Uhr Doz. Dr. Mateusz Drozdowski Reorientierung der polnischen Außenpolitik in den Jahren 1989-1990: eine schwierige Richtungssuche 12.00 Uhr Mittagessen 14.00 Uhr PD Dr. Marketa Spiritova (LMU München) "Demisi!“ (= 'Rücktritt'!) Das Gedenken an die samtene Revolution als zivilgesellschaftliches Protestereignis 15.30 Uhr Kaffee 16.00 Uhr Dr. Jiří Kocian (Universität Prag) Building a Democracy: Inheritances, Struggles and Consciousness in Romania 30 years after Revolution 18.00 Uhr Abendessen
Dienstag, 17. März
08.00 Uhr Frühstück 09.00 Uhr Prof. Malgorzata Świder (Pädagogische Universität Krakau) Runder Tisch - polnischer Erfolg mit leicht bitterem Beigeschmack 10.30 Uhr Dr. Vladimír Handl (Universität Prag) Transformation der kommunistischen Parteien in der Tschechoslowakei/Tschechien/Slowakei und in den neuen deutschen Bundesländern: Variationen auf „leftist retreat“, „nationales“ Sozialismus und Populismus
12.00 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Dr. Zuzana Lizcová (Universität Prag) Alternative für Deutschland (AfD) als „revolutionäres“ Element im deutschen Parteiensystem? Analyse ihrer Kommunikationsstrategie 15.30 Uhr Kaffee 16.00 Uhr Dr. Miroslav Kunštát (Universität Prag) Die doppelte postsozialistische Staats- und Nationsbildung: zur außenpolitischen Identität der scheidenden Tschechoslowakei (1989-1992) sowie deren Nachfolgestaaten Tschechische/Slowakische Republik
18.00 Uhr Abendessen
Mittwoch, 18. März
08.00 Uhr Frühstück 09.00 Uhr Natali Stegmann (Universität Regensburg): "Geschlechterordnung und Feminismus in der Transformation" 10.30 Uhr Mgr. Anežka Brožová (Universität Prag) Berliner Mauer als zentraleuropäischer Erinnerungsort (interaktiver Workshop) 12.00 Uhr Mittagessen 13.30 Uhr Dr. Vladimír Handl (Universität Prag) Tschechoslowakei/Tschechische Republik und Deutschland als außenpolitische Akteure: 30 Jahre einer asymmetrischen Partnerschaft 15.00 Uhr Kaffee 16.00 Uhr Stadtführung und anschl. Besuch des Bismarckmuseums in Bad Kissingen 18.00 Uhr Abendessen
Donnerstag, 19. März
08.00 Uhr Frühstück 08.30 Uhr Exkursion nach Erfurt, Themenschwerpunkt: 30 Jahre Aufarbeitung der Geschichte des SED-Regimes in der ehem. DDR (Führung, Vortrag und Diskussion im Stasi-Unterlagen-Archiv-Erfurt, Besuch der Austellung Im Fokus der Staatssicherheit. Willy Brandt in Erfurt) 17.00 Uhr Rückfahrt nach Bad Kissingen 18.30 Uhr Abendessen, anschl. Auswertung des Seminars
Freitag, 20. März
08.00 Uhr Frühstück anschl. Abreise
Nach jedem Vortrag/Präsentation ist eine Diskussion eingeplant.
Poslední úprava: Kunštát Miroslav, PhDr., Ph.D. (17.02.2020)
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